Ja, ich weiß dass dieser Post Verspätung hat, das ist aber nicht meine Schuld: Fast eine Woche lang hat Gleichstand zwischen C und D geherrscht, im Endeffekt habe ich beide Einträge geschrieben und auf die Schlussentscheidung gewartet, die vorgestern dann gefallen ist. 6 von euch haben sich etwas über die Aufmerksamkeit, die Ausländer in China erhalten, gewünscht, 5 meine Besichtigungen in Shanghai, 3 etwas über das Verkehrsverhalten… und meine Gastfamilie scheint niemanden zu interessieren, was schade ist, ich fühle mich nämlich weiterhin sehr wohl hier.
Aber das soll wohl das Thema eines anderen Blogeintrags werden. Ich gratuliere euch übrigens zu eurer Wahl, das ist ein spannendes Thema und es hat mir großen Spaß gemacht, darüber zu schreiben. An alle, die sich etwas anderes gewünscht haben: Ich habe versprochen, dass ich über alle Themen einmal schreiben werde. Und ich halte meine Versprechen. Übrigens, das möchte ich jetzt auch noch einmal sagen: Wenn ihr keine Kommentare schreiben wollt, weil ihr euch aus unterschiedlichsten Gründen damit nicht so wohl fühlt, ist es für mich genauso in Ordnung, wenn ihr mir einen Facebook-Eintrag hinterlasst oder ein E-Mail (noch einmal zur Erinnerung, meine E-Mail Adresse ist lina.m.wagner@gmx.at ) schreibt. Kommentieren ist nicht jedermanns Sache.
So. Wie also geht es einem Menschen, der mit „heller“ Haut, braunen Haaren und eindeutig westlichem Aussehen in einer Gruppe Chinesen ungefähr so sehr auffällt wie ein Elefant im Hühnerstall?
Also, um das einmal vorwegzunehmen, es haben mir vorher viele Leute gesagt, dass ich in China durch mein „Anderssein“ auffallen werde. Im Endeffekt hat es mich dann aber doch sehr überrascht, wie sehr ich auffalle. Ich habe in Österreich eigentlich gedacht, dass ich darauf vorbereitet bin, was mich erwartet, aber das hier ist nur eines von vielen Beispielen die zeigen, dass man sich auf die Realität niemals wirklich vorbereiten kann…
Man sollte eigentlich denken, dass eine Stadt mit 9 Millionen Einwohnern an Ausländer gewöhnt sein müsste. Das habe ich zumindest angenommen, als ich nach Wuhan gekommen bin. An meinem ersten Tag dort habe ich festgestellt, dass dem nicht so ist. Das Erstaunliche ist, dass die Chinesen nicht einmal versuchen, diskret zu sein. Ausländer sind in Wuhan – zumindest in dem Viertel, in dem ich gewohnt habe, im Universitätsviertel ist das wahrscheinlich anders – eine derartige Seltenheit, dass es den Menschen relativ egal ist, ob ich merke, dass sie mich anstarren, oder nicht… und ich hätte schon blind sein müssen, um die Blicke nicht zu bemerken, die vielen Leute die mich angeschaut haben und sich oft neugierig noch einmal umgedreht und mir nachgeschaut haben, nachdem ich schon lange weitergegangen war. Und es war offensichtlich, dass ich für viele die erste Ausländerin war, die sie jemals gesehen haben. Am Anfang bin ich mir vorgekommen wie ein Alien.
Warum schreibe ich das eigentlich in der Vergangenheit? Ich bin inzwischen in Shanghai, und spätestens hier hätte ich erwartet, dass die Leute an den Anblick von Ausländern gewohnt sind. Ich meine, Shanghai ist mehr als nur „irgendeine“ Großstadt. Ich glaube ich habe es in einem früheren Post schon erwähnt, aber in Shanghai leben dreimal so viele Menschen wie in Österreich. Da würde man eigentlich erwarten, dass man Ausländer nicht selten antrifft.
Tja, hätte und würde… das sind eben solche Worte. Sie fallen in dieselbe Kategorie wie das Wort wenn und das Wort wäre, und dieser Spruch ist ja wohlbekannt:
„Wenn das Wörtchen wenn nicht wär‘, wär‘ mein Onkel Millionär…“
Zu Shanghais Verteidigung begegnet man hier weitaus weniger ungläubigen, nervtötend-neugierigen Blicken als in Wuhan. Das heißt aber nicht, dass man mir hier nicht mehr schamlos nachschaut; auf der Straße, in der U-Bahn, wann immer ich ein Geschäft betrete oder mich in Gebiete wage, wo sonst wenige Touristen hinkommen (und ich fühle mich in China eigentlich auch nicht als Touristin). Und ich komme mir immer noch wie ein Alien vor. Ich habe mich zwar inzwischen an all die Blicke gewöhnt, ich kann sie sogar ignorieren, aber lustig ist es trotzdem nicht.
Die Aufmerksamkeit steigt sogar noch, wenn man mich mit jemand anderem Chinesisch sprechen hört. Es verbreitet sich dann wie ein Lauffeuer im Bus, im Restaurant, in meinem U-Bahn-Waggon: Dort drüben steht eine Ausländerin, und stellt euch vor, sie spricht Chinesisch. Das Wort „laowai“ ist dann überall um mich herum zu hören. Laowai heißt eigentlich „ehrenwerter Ausländer“, man verwendet es aber eher spöttisch. Man hört es aber auch wenn man irgendwo hineingeht ohne Chinesisch zu sprechen, das Chinesischsprechen zieht nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich.
Die meisten Chinesen können es dann nicht lassen und beginnen selbst, mit mir zu reden – wobei niemand auf die Idee käme, langsam zu sprechen – und brechen nach meinem ersten Chinesischen Wort dann in – noch nicht ganz angebrachte –Lobgesänge auf mein Chinesisch aus.
Andere Chinesen sind schwieriger von meinen Chinesisch schwieriger zu überzeugen, sie beginnen mit meiner Begleitperson, zB meinem Gastbruder, sofern ich in Begleitung unterwegs bin, ein Gespräch über mich und stellen viele Fragen über die merkwürdige Ausländerin. Sie sind auch nicht dazu zu bewegen, mich selbst zu fragen, wenn ich schon zum zehnten Mal selbst mit Chinesisch auf ihre in Chinesisch meinem Gastbruder gestellte Frage geantwortet habe.
Die dritte Gruppe ist mir die liebste, weil sie auch zeigt, dass zumindest in Shanghai es mehr als einen Grund gibt, weshalb so viele Chinesen mir nachschauen. In Shanghai trifft man nämlich durchaus Ausländer an – viel weniger, als ich gedacht hätte, aber es gibt sie. Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum Chinesen, übrigens nicht nur aber vor allem chinesische Männer, gerne Ausländern und besonders gerne Ausländerinnen nachschauen. Die Chinesen finden mich hübsch. Und dabei geht es weniger darum, ob ich wirklich hübsch bin oder nicht, sondern eher um die Tatsache, dass ich Europäerin bin. Für Chinesen ist ein westlicher Mensch die Definition von Schönheit. Apropos, zum chinesischen Schönheitsbild werde ich ein anderesmal auch schreiben. Das ist auch nicht uninteressant. Ich sage nur eines: Ich bin froh, dass ich nicht ausschaue wie eine gute Freundin von mir, Michaela Kalcher. Die Blicke würden überhaupt kein Ende mehr nehmen. Tut mir leid, Michi.
Und so passiert es mir immer wieder, dass ich hinter meinem Rücken Leute darüber tuscheln höre, wie hübsch ich bin. Manchmal sagen sie es mir auch ins Gesicht, vor allem dann wenn sie ohnehin davon ausgehen, dass ich sie nicht verstehe. Und es kommt durchaus vor, dass mich Chinesen auf der Straße ansprechen und mich bitten, ob sie ein Foto mit mir oder von mir machen dürfen. Das Süßeste, was mir diesbezüglich passiert ist, war ein junges Mädchen, das zu mir gekommen ist, und – und das ist jetzt ihr Wortlaut, nicht meiner – gesagt hat: „I find you so much beautiful, can I make photo?“ Und dann hat sie Fotos gemacht, von mir mit jeder ihrer Freundinnen. Es war total süß.
Bevor ich diesen viel zu langen Blogeintrag beende noch eine kurze abschließende Sache. Wenn ihr je nach China fahrt, übt euch schon einmal darin, Menschen ignorieren zu können. Denn jeder chinesische Straßenverkäufer, jeder chinesische Bettler, all die Chinesen, die an öffentlichen Orten herumstehen und non-stop Flugblätter verteilen; sie alle stürzen sich nur so auf Ausländer, wenn sie auch nur über einen Funken Englischkenntnisse verfügen und gerade noch ein „Hallo“ zusammenbekommen. Zusammengefasst: Jeder Chinese, der im Endeffekt irgendwie an Geld gelangen möchte, wendet sich an Ausländer, wenn welche vorhanden sind. Am besten lässt man sich auch auf kein Gespräch mit ihnen ein, und wenn man nur sagt, dass man nichts kaufen möchte: Sobald man eine Silbe an sie gerichtet hat wird man sie erst recht nicht mehr los.
Der einzige Vorteil ist, zumindest bei den Straßenverkäufern, dass wenn sie dir auf Englisch zurufen, dass sie am billigsten von allen, am besten von allen, etc… verkaufen, du meist schon gute 100 Meter weiter bist, bis dein Gehirn verarbeitet hat, dass das Englisch war.
Aber bei Bettlern, beispielsweise, ist das nicht so. Sie laufen dir, als Ausländer, nach, hängen sich an deine Kleidung, stupsen dich an und sind nicht so leicht loszuwerden.
Also, jegliche Aufmerksamkeit, die man als Ausländer in
China bekommt, sollte man am besten ignorieren. Außer die Chinesen bitten dich
um ein Foto, sie sind immer so traurig wenn man es ablehnt.
Nächstes Mal geht es um meine Besichtigungen, und ich habe
eine Frage an euch: Ich habe zwei andere kleine Städte besichtigt, Wudang und
Hangzhou. Wollt ihr, dass ich das zu meinem Shanghai-Besichtigungspost dazugebe
oder soll ich ihnen extra einen Post widmen? Und wenn ich es extra machen soll:
Soll ich Hangzhou und Wudang dann auch noch einmal trennen? Genug zu schreiben
hätte ich grundsätzlich… ihr kennt mich ja.
Bis dann.
Übrigens, es geht mir gut. Weil viele besorgt waren: Wir haben von dem Taifun in Shanghai nicht viel mitbekommen. Ich habe zwar einen Tag „Taifun-frei“ bekommen, aber es hat eigentlich nur geregnet und war ein bisschen windig; nichts, das ich nicht vorher schon gesehen hätte. Ich musste nicht evakuiert werden und habe das Ganze unbeschadet überstanden.
Und ich finde es selbst wahnsinnig, aber erwähnenswert, dass ich jetzt schon seit einem Monat und eineinhalb Wochen in China bin… unglaublich!
So, und nachdem ich das noch geklärt habe, möchte ich euch nur noch einmal kurz daran erinnern, dass eure Meinungen zu meinem Post, Kritik, Fragen etc gerne als Kommentar (oder facebook-message oder E-Mail, s.oben) hinterlassen werden können.
Nebenbei, seit heute ist es möglich, links oben den Blog per Email zu abonnieren. Dann müsst ihr nicht mehr jeden Tag schauen, ob ich etwas Neues gepostet habe oder nicht...J
All the best.
Übrigens, es geht mir gut. Weil viele besorgt waren: Wir haben von dem Taifun in Shanghai nicht viel mitbekommen. Ich habe zwar einen Tag „Taifun-frei“ bekommen, aber es hat eigentlich nur geregnet und war ein bisschen windig; nichts, das ich nicht vorher schon gesehen hätte. Ich musste nicht evakuiert werden und habe das Ganze unbeschadet überstanden.
Und ich finde es selbst wahnsinnig, aber erwähnenswert, dass ich jetzt schon seit einem Monat und eineinhalb Wochen in China bin… unglaublich!
So, und nachdem ich das noch geklärt habe, möchte ich euch nur noch einmal kurz daran erinnern, dass eure Meinungen zu meinem Post, Kritik, Fragen etc gerne als Kommentar (oder facebook-message oder E-Mail, s.oben) hinterlassen werden können.
Nebenbei, seit heute ist es möglich, links oben den Blog per Email zu abonnieren. Dann müsst ihr nicht mehr jeden Tag schauen, ob ich etwas Neues gepostet habe oder nicht...J
All the best.
Danke....wir sind gerade in Seckau und haben heute keine Zeitung ...einen schöneren Ersatz hätten wir uns gar nicht vorstellen können.
AntwortenLöschenNa, da haben wir uns ja auf einiges einzustellen, wenn wir im Dezember nach China fliegen werden...aber...Trost...du meinst ja, man könnte sich NICHT wirklich darauf vorbereiten, was an seltsamen Eindrücken auf uns zukommen wird...also lassen wir uns eben überraschen!
Danke jedenfalls für deinen Post
B
LL + O
Freut mich, dass ich euch die Zeitungslose Zeit erleichtern konnte :)
LöschenJa, das habt ihr, du wirst noch mehr auffallen als ich, Laolao, du hast blonde Haare. Aber dafür werdet ihr, schätze ich mal, eher in touristischen Gegenden herumtouren. Grundsätzlich gilt aber: Je kleiner die Stadt, desto exotischer der Ausländer (und Chinesen haben eine andere Definition von "Kleinstadt" als wir)
Nein, man kann sich nicht darauf vorbereiten. Lasst es auf euch zukommen. Aber seid nicht zu überrascht.
Immer gern.
toller post, dieses thema ist echt interessant!! ich hätte nicht erwartet, dass ausländer in so riesigen städten eine seltenheit sind... zu deiner frage: ich finde, du solltest deine stadtbesichtigungen auf mehrere posts aufteilen, da du, wie ich dich kenne, zu jeder stadt einen wundervollen kleinen roman schreiben wirst! ;)
AntwortenLöschenich wünsch dir weiterhin viel spaß in china! :)
l.g. a-m
Ja, das hat viele überrascht (mich wahrscheinlich am meisten, obwohl ich gedacht hätte, dass ich mich vorher darauf eingestellt habe...) tut mir leid, das habe ich dann doch nicht übers herz gebracht. love.
Löschen... bei allen "negativen" Aspekten des Auffallens, Angestarrtwerdens und Andersseins: versuche damit möglichst gut zu leben ... vielleicht kann man ja auch ein klein wenig "Starruhm" genießen ... alles, alles Liebe
AntwortenLöschenein klein wenig: ja. Die lächerliche Menge die ich bekomme: nein! Aber wahrscheinlich werde ich mich bis Österreich so sehr daran gewöhnt haben, dass es mir sogar fehlen wird... Du musst lernen damit zu leben, ändern kannst du es ja eh nicht.
AntwortenLöschen